Plattform Kultur _ Tourismus-Pecha Kucha Nachmittag-Bregenz (c) Katrin Preuss - Vorarlberg Tourismus
Das war der 10. Pecha-Kucha-Nachmittag

Gelungene Kooperationen

Die Chance für die Zukunft des Tourismus liegt im Charakter. Doch wie formt man diesen? Durch Kunst!

Peter Fetz, Hotel Hirschen, Schwarzenberg

Nach zweijähriger Pause konnten wir den 10. Pecha-Kucha-Nachmittag der Plattform Kultur & Tourismus am 5. April endlich durchführen. Umso freudiger war das Zusammentreffen zwischen Kulturschaffenden und Touristiker:innen, die im schönen Rahmen der renovierten Vorarlberger Landesbibliothek neue Kooperationsprojekte vorstellten und kennenlernten. Acht Projekte wurden in Worten und Bildern in jeweils 6:40 Minuten erklärt – hier im Kurzportrait.

„Wieso kehren Sie immer wieder an einen Ort zurück?“, lautete die Einstiegsfrage von Elena Bechter, „eigentlich“ Opernsängerin und Mit-Initiatorin der „Festspiele Bregenzerwald“. Gemeinsam mit Dagmar Timmers-Fehr vom Familienhotel Adler in Lingenau stellte sie diese „Spielwiese darstellende Kunst“ – so der Untertitel – auf die Beine. „An einem Ort, der Erinnerungen weckt und wo Brücken gebaut werden, entstehen besondere Verbindungen“, ist Bechter überzeugt. Die Festspiele sollen verbinden, indem Künster:innen, Einheimische und Gäste zusammentreffen und in Austausch kommen: beim Tanz, Theater, Literaturabend und vielem mehr. Das Netzwerk aus Gemeinden, Hotels, Museen und weiteren Institutionen unterstützt bei der Programmierung und Durchführung.

Kunst und Kartenspiel gehören zur gepflegten Gastkultur
Rafaela Berger verkörpert Kultur & Tourismus zugleich: Die ehemalige Kulturreferentin führt gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel und Gasthaus „Johann“ in Lauterach. Dort steht gepflegte Gastkultur ganz im Zentrum. Den Rahmen bildet die außergewöhnliche Architektur von Lutz+Ludescher Architekten. „Johann“ erinnert an ein japanisches Teehaus, scheinbar ohne Fenster direkt an der Straßenkreuzung. Im Inneren schlichte, ruhige, helle Gästezimmer, ein einladendes Restaurant mit viel Holz und ein heimeliger Gastgarten. Das Kunstvolle zieht sich durch den Bau bis hin zur Speisekarte: Darauf befindet sich eine Skizze des Hauses, die Rafaela Berger von einer befreundeten Künstlerin anfertigen ließ. Im „Johann“ sind einige Uhu-Bilder des Vorarlberger Künstlers Marco Spitzar zu sehen, regelmäßig finden Lesungen und Konzerte statt. Aber auch die traditionelle Dorfkultur hat hier Platz: „Wer Karten spielen will, soll das tun“, betont Berger.

Dramatische Idylle
Der Radweg von Lochau nach Partenen führt durch eine idyllische Landschaft entlang der Grenze zur Schweiz. Welch dramatische Szenen sich hier abgespielt haben, schilderte Hanno Loewy. „Grenzen können verbinden und trennen.“ Der Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems und sein Team trugen während der pandemiebedingten Schließzeiten zahlreiche Geschichten aus der Zeit zwischen 1938 und 1945 zusammen. Von Flüchtenden, Widerstandkämpfer:innen, Asylsuchenden und Deserteuren. Grenzsteine mit QR-Codes entlang des Radwegs machen sie im wahrsten Sinne erfahrbar. Auf der Website des Museums gibt es weitere Infos, Fotos, Videos sowie Hörspuren.

Dinna-dussa
Die Nenzinger Architektin Daniela Jochum ist Erfinderin, Planerin und Obfrau des Vereins „Kultursteg Walgau“. Der Kultursteg ist zugleich eine offene Holzkonstruktion mit drei Ebenen, die als Bühne/Tribüne für „Das dussa Festival“ jeweils im August dient und „eine Brücke zwischen Kultur und Natur bilden soll“, so Jochum. Regionale und internationale Künstler sowie Walgauer Vereine finden auf dem Kultursteg einen Platz für Lesungen, Konzerte, Performances, Ausstellungen, Vorträge und einen Treffpunkt für kulturellen Austausch.

"Kunst und Kartenspiel gehören zur gepflegten Gastkultur."

Rafaela Berger, Hotel und Gasthaus JOHANN, Lauterach

Haus mit Charakter
Peter Fetz, Inhaber des Hotels Hirschen in Schwarzenberg, reflektierte sein „Gasthaus zum Fernweh“, das während des ersten Lockdowns entstanden ist. Eine Pop-up-Cantina im Freien, wo an fünf Tagen Speisen aus fünf Nationen angeboten wurden. Daraus schöpfte er 2020 neuen Mut und erkannte, dass die Chance für die Zukunft im Charakter liegt. Doch wie formt man diesen? „Durch Kunst!“, ist Fetz überzeugt. Über Kunst und Architektur definiert sich der Hirschen seit jeher, kreative Kulinarik gehört dazu. Dafür ist auch die Konzertreihe „wälderness“ ein Ausdruck. Jedes Jahr verbringen „artists in residence“ mehrere Monate im Hirschen und hinterlassen dort ihre Spuren. Ein charaktervolles Haus – ein „artful place“ seit 265 Jahren.

Wohlwollend
Das Montafoner Steinschaf ist ein Kulturgut. Über Jahrhunderte war die Wolle der Tiere der Hauptexportschlager des Tales, bis Baumwolle und andere Textilfasern sie im 20. Jahrhundert ablösten. Elisabeth Walch, Leiterin des Montafoner Museums, und Doris Bitschnau, Schafzüchterin und Landwirtin vom Biohof Verner in Bartholomäberg, lassen die Tradition wieder aufleben. Über das EU-Leaderprojekt „Textilwerk Montafon“ haben sie Handwerkskurse durchgeführt, Webstühle und Geräte angeschafft, alte Techniken erlernt. In Zusammenarbeit mit internationalen Designern werden Kleidungsstücke und Accessoires aus Montafoner Tweed, Filz und andere Textilien hergestellt. Die Produkte können nicht nur im Montafoner Museum bewundert, sondern gekauft und getragen werden.

Theater für spezielle Orte
„Theater spielen an speziellen Orten und überall, wo wir es wollen“, fasste Danielle Fend-Strahm das Konzept des Ensembles Café fuerte zusammen. Gemeinsam mit ihrem Mann Tobias Fend holt sie Theater aus den Räumen heraus und spielt seit mittlerweile zehn Jahren an verschiedenen Orten in Vorarlberg und der Schweiz. Tobias Fend schreibt fast alle Stücke selbst und greift dafür aktuelle Themen auf, die „mit den Menschen, die kommen, zu tun haben“, so sein Anliegen. Danach suchen die beiden die passenden Orte aus – wofür Genehmigungen und Technik nötig sind. Besonders praktisch sei Café fuerte für Gemeinden und Partner, weil sie alles selbst mitbringen. Zudem ist das Theater samt Bühne und Tribüne für 100 Leute in nur einer Stunde auf- und abgebaut.

Honolulu ist in Vorarlberg
Die Idee für das Hotel Honolulu hatten ein Vorarlberger (Roland Lang) und eine Berlinerin (Rahel Schoenthal) und installierten es mitten in Bregenz. Es ist eine „Zwischenlösung“ für das frühere Hotel Helvetia und soll zwölf Monate, vielleicht länger bleiben. „Hier sollen kreative Leute und Gäste zusammenkommen“, wünschen sich die beiden. Und zwar in eingerichteten Co-Working-Spaces, in den Ateliers und im Biergarten, wo verschiedene Foodtrucks fürs kulinarische Wohl sorgen werden. Zimmer für Übernachtungen gibt es ebenso: Das Mobiliar kommt vom Kooperationspartner Carla. Am 22. April 2022 ist Tag der offenen Türe.