Foto: Lucas Tiefenthaler
Branchenbrief April 2022

Überraschender Rückblick und zuversichtlicher Ausblick

"Für deutsche Gäste ist nach dem Inlands-Boom 2020 das Ausland wieder attraktiver geworden, was uns zugutekommen kann. Wir müssen uns jedoch darauf einstellen, dass Gäste generell weiterhin kurzfristig buchen."

Christian Schützinger

In der bisherigen Wintersaison hat Vorarlberg im Bundesländervergleich mit dem geringsten Minus abgeschnitten. Das Ergebnis stimmt uns durchaus zuversichtlich für die kommenden Monate. Laut aktueller Umfragen können wir uns einen guten Sommer erwarten: Geld, Zeit und Lust zu reisen sind bei unseren potenziellen Gästen vorhanden. Die Aussichten sind ähnlich gut wie in den vergangenen beiden Jahren. Wir müssen uns jedoch weiterhin auf Kurzfristigkeit und eine unsichere Lage im Geschäftstourismus einstellen.

Überraschend war für uns, dass sich die Wintersaison nach dem späten Start besser entwickelt hat, als erwartet. Im Bundesländervergleich haben Vorarlbergs Tourismusbetriebe bei den Übernachtungen mit einem Minus von 27 Prozent am besten abgeschnitten (Zahlen November bis Februar; Österreich bei -37,7%. andere Bundesländer bei – 30,1 bis – 39,7 Prozent).

Das liegt zum einen daran, dass Vorarlberg weniger von internationalen bzw. interkontinentalen Märkten abhängig ist als z. B. Tirol oder Salzburg, die dadurch ein größeres Minus einfuhren. Andere Bundesländer wie Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark sind wiederum stärker von inländischen Gästen abhängig. Vorarlberg konnte sowohl bei Gästen aus den Stammmärkten Deutschland, Niederlande, Frankreich und Belgien als auch aus Österreich gut punkten. In Summe eine günstige Konstellation, mit der wir vergleichsweise am besten abschneiden konnten.

Sorge bereitet uns der Schweizer Markt. Das Minus im Jänner betrug 50 Prozent: Schweizer Gäste wollten die strengeren österreichischen Corona-Maßnahmen nicht mittragen. Nachdem diese weitgehend gefallen sind, zieht es unsere Nachbarn jedoch vermehrt wieder nach Vorarlberg.

Langen am Arlberg (c) Darko Todorovic-Vorarlberg Tourismus © Darko Todorovic / Vorarlberg Tourismus

"Die Situation in der Veranstaltungsbranche und im Geschäftstourismus bleibt weiterhin angespannt, wobei auch hier seit den Öffnungen ein leichter Aufwärtstrend spürbar ist."

Christian Schützinger

Ausland wieder attraktiver
Seit kurzem liegen uns die Ergebnisse der deutschen Reiseanalyse und des Tourismus Monitor Austria (T-MONA) vor. Diese zeigen, dass sich der Reisemarkt grundsätzlich positiv entwickelt und das Interesse an Urlaub in Vorarlberg groß ist. Die Menschen gönnen sich wieder etwas: Die Reiseausgaben in Vorarlberg lagen im Sommer 2021 im Durchschnitt um 6 Prozent höher als im Jahr davor.

Für deutsche Gäste ist nach dem Inlands-Boom 2020 das Ausland wieder attraktiver geworden, was uns zugutekommen kann. Wir müssen uns jedoch darauf einstellen, dass Gäste generell weiterhin kurzfristig buchen. Der Krieg in der Ukraine und Preissteigerungen sind Unsicherheitsfaktoren, die zur Pandemie dazukommen. Wenn man jedoch bisherige Krisenzeiten seit den 1970er Jahren näher betrachtet, haben diese den Reisemarkt kaum erschüttert.

Geschäftstourismus bleibt angespannt
Die Situation in der Veranstaltungsbranche und im Geschäftstourismus bleibt weiterhin angespannt, wobei auch hier seit den Öffnungen ein leichter Aufwärtstrend spürbar ist: Insbesondere gesellschaftliche Veranstaltungen (z. B. Bälle) und Kulturveranstaltungen stehen wieder auf den Programmen der Häuser. Für große Kongresse, die lange im Voraus geplant werden, gibt es bereits einzelne Buchungen.

Für den Urlaubstourismus sind wir positiv gestimmt und rechnen damit, an 2020 und 2021anschließen zu können. Das Vor-Pandemie-Niveau bleibt wohl noch unerreicht. Ein zentrales Thema – auch bei der Weiterentwicklung der Tourismusstrategie 2030 – ist dabei die Nachhaltigkeit. Laut Umfragen wächst das Bewusstsein bei den Gästen – bei  Älteren stärker als bei Jüngeren. Insgesamt spielt der Aspekt bei rund einem Fünftel aller Reisen eine Rolle. Auch hier gibt es also noch Luft nach oben.

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