Exkursion vor der Haustüre © Fabienne Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion 2023 vor der Haustüre

Überraschendes Dornbirn

Nach der letztjährigen Exkursion zur Biennale Venedig lud die Plattform Kultur & Tourismus heuer an einen naheliegenderen Ort: nach Dornbirn. Zwischen Bahnhof und CampusVäre besuchten die Teilnehmer:innen an einem Tag acht Ziele in Vorarlbergs größter Stadt, die alle glaubten, gut zu kennen und die einige Überraschungen offenbarte. Die kreativen Angebote und Kooperationen waren für die meisten neu.

Das Programm stellte Kuratorin Isabella Natter-Spets zusammen. „Wir wollten dieses Jahr Vorarlbergs größte Stadt neu entdecken und auf die Suche gehen, was sie und ihre Menschen uns über sich, das Kulturschaffen und Gastgeben erzählten“, erklärt sie. Mehr als 30 Kulturschaffende und Touristiker:innen aus ganz Vorarlberg trotzten am 14. November 2023 dem Wetter, um sich auf einen Rundgang in Dornbirn zu treffen. Startpunkt Bahnhof: Dort ging die Gruppe mit Ronja Svaneborg der Frage nach, wie wir Orte wahrnehmen. Die skandinavische Tonkünstlerin gab eine persönliche Anekdote zum Besten: Sie freute sich anfangs über die Beschallung des Bahnhofs mit klassischer Musik. Als sie erfuhr, dass diese obdachlose Menschen abschrecken sollte, dort zu verweilen, stellte sie ihre eigene Wahrnehmung in Frage: Sollte die Musik sie nun etwa auch abschrecken?

Wahrnehmung ist eine Sache der Perspektive
Alles ist eine Sache der Perspektive. Das stellten die Teilnehmer:innen auch im Flint Hotel fest. Gastgeberin Marina Feurstein erzählte, wie positiv ihre Gäste die Bahnhofsnähe wahrnehmen und diese sie in ihrer Mobilität beeinflusst. Das Viersterne-Hotel beherbergt vorwiegend Geschäftsreisende, die gewillt sind, mit der Bahn anzureisen, sobald sie die günstige Lage realisieren. Ein großer Vorteil für die Umwelt. Das Haus punktet auch baulich: Es besteht aus einem neuen und einem denkmalgeschützten Teil, der behutsam renoviert wurde und schöne Suiten beherbergt. „Es hat sich als Businesshotel auf Vorarlberger Art präsentiert, was im Verständnis für die regionale Baukultur und nachhaltige Mobilität zum Ausdruck kommt“, beschreibt Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus.

Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus

„Wir wollten dieses Jahr Vorarlbergs größte Stadt neu entdecken und auf die Suche gehen, was sie und ihre Menschen uns über sich, das Kulturschaffen und Gastgeben erzählen.“

Isabella Natter-Spets, Kuratorin der Plattform Kultur & Tourismus

Bestens etabliert hat sich auch das Speiselokal „Le Jasmin“ von Kinda Alswedani und Ammar Zada. Ammar Zada ist gelernter Koch und hat schon in seiner Heimatstadt Damaskus ein Restaurant betrieben. In Dornbirn schöpft er gekonnt die Möglichkeiten aus, regionale Lebensmittel mit der syrischen Küche zu verbinden. Seine Frau ist Architektin, die ihren Beruf nach der gemeinsamen Flucht samt den drei Töchtern aufgrund bürokratischer Hürden nicht ausüben kann. Seither ist sie leidenschaftliche Gastgeberin. „Le Jasmin“ bereichert das kulinarische Angebot im Land und lebt den Wert der Tourismusstrategie „Weltoffene Regionalität“ auf einzigartige Weise, waren sich die Besucher:innen einig.

Orts- und Themenwechsel: Im „TiK | Theater im Kopfbau“ diskutierte die Gruppe mit Betreiber, Schauspieler und Leiter des Theaters Wagabunt, Robert Kahr, wie es gelingt, einen Ort nachhaltig mit Leben zu füllen. Seine Antwort: Ein Kulturbetrieb mit Laienbühne wäre ohne ehrenamtlichen Einsatz nicht zu erhalten. Auch wenn die Stadt Dornbirn Gebäude und einen bezahlten Mitarbeiter zur Verfügung stellt: Es braucht weitere „Kümmer:innen“, um Amateur:innen zu ermöglichen, zu proben und Bühnenerfahrung zu sammeln, um kulturinteressierte Gäste zu gewinnen.

Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus

Kreative Nutzung alter Baubestände
Der Stadtspaziergang führte weiter zur CampusVäre. Die ehemalige Industriehalle der Firma F.M. Hämmerle ist Anlaufstelle für Menschen aus der Kreativwirtschaft, Kreislaufkultur, Digitalisierung, Wissenschaft, Bildung, Innovation und Kultur und gilt als „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“. Zukunftstauglich ist dort auch das Verpflegungskonzept „Tisch 12“, das Projektleiterin Sophia Sandkühler in Kooperation mit dem Biohotel Schwanen Bizau entwickelte: Es baut auf Nachhaltigkeit, die Mahlzeiten sind vegan bzw. vegetarisch. Zum Konzept gehört, dass Menschen aus der Umgebung an der großen Tafel gemeinsam essen, einander kennenlernen und sich austauschen.

Daran anknüpfend ging es in der Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut vai um Nachhaltigkeit im Bau. Das Baugewerbe ist einer der größten CO2-Emittenten. Je besser es gelingt, bestehende Gebäude zu erhalten, umso besser für die Umwelt. Auch das ruft kreative Köpfe verschiedener Disziplinen auf den Plan, um Möglichkeiten für Nachnutzungen auszuloten. Beispiel: CampusVäre.

Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus

Symbiose zwischen Kultur und Tourismus
Mit der Frage „Wie und wozu können Kultur und Tourismus voneinander lernen?“ ging es weiter ins Redaktionsbüro der KULTUR-Zeitschrift zu Chefredakteurin Raffaela Rudigier und Redakteurin Manuela Schwärzler. Die Redaktion erweiterte das digitale Angebot mit Kulturtipps und arbeitet eng mit Vorarlberg Tourismus zusammen. „Die Redakteur:innen gelten als Kurator:innen, als Fachleute in der Auswahl von Kulturereignissen. Für den Tourismus ist das interessant, weil er die hochwertigen Inhalte nutzen und verbreiten kann. Das wiederum nützt den Kultureinrichtungen und der Zeitschrift. Eine schöne Symbiose zwischen Kultur und Tourismus auf Kommunikationsebene“, meinte der Leiter der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg, Winfried Nussbaummüller.

Vielschichtig ist das Angebot bei Beeren Winder: Neben der Landwirtschaft betreibt die Familie ein Studentenheim. Sie kaufte ein Haus in der Nachbarschaft, sanierte und erweiterte es gemeinsam mit dem renommierten Architekturbüro Ludescher + Lutz aus Bregenz. Bewohner:innen von „Ernas Haus“ sind mehrheitlich Student:innen der naheliegenden Fachhochschule Vorarlberg, in den Ferien nächtigen Urlaubsgäste, in der Erntezeit Helfer:innen aus dem Ausland. „Wir dachten, wir holen uns ein wenig die Welt ins Haus“, lautet der Tenor der Winders, die selbst gerne reisen und offen sind für andere Kulturen. Die Welt unter einem Dach Vorarlberger Baukultur.

Sympathie für Angebot entsteht durch die Menschen
Zum Abschluss verkostete die Gruppe „Xinis“, die Mike Pansi in seinem Foodtruck zubereitete. Mit den Vorarlberger Appetithäppchen gab der Spitzenkoch einen Einblick in die kulinarische Vielfalt des Landes. „Es war ein erlebnisdichter Tag und erstaunlich, was für Überraschungen die Stadt bietet, die wir glaubten, gut zu kennen. Das Erlebnis und die Sympathie für diese Angebote entstehen durch die Menschen, die sie vermitteln“, sagte Christian Schützinger.

Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienne Rohner / Vorarlberg Tourismus
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Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
Exkursion vor der Haustüre © Fabienen Rohner / Vorarlberg Tourismus
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Kuratorin Isabella Natter-Spets und Kulturamtsleiter Winfried Nußbaummüller begleiteten die Teilnehmer:innen.

Die Exkursion startete am Bahnhof Dorbirn.

Besuch im Flint Hotel

Nächste Station: Restaurant „Le Jasmin

Im Gespräch mit Marina Feurstein vom Flint Hotel

Christian Schützinger im Flint Hotel

Vom Hotel ins Restaurant „Le Jasmin"

Im Gespräch mit Kinda Alswedani, Gastgeberin im „Le Jasmin"

Weiter ging's in TiK | Theater im Kopfbau

Sophia Sandkühler erläuterte das Konzept von „Tisch 12" in der CampusVäre.

vai-Direktorin Verena Konrad führte durch die neue Ausstellung.

Raffaela Rudigier und Manuela Schwärzler von der KULTUR-Zeitschrift

Unterwegs in Dornbirn ...

Die Gruppe besichtigte „Ernas Haus" der Familie Winder.

Winderhof

Im Winderhof verköstigte Mike Pansi die Gruppe mit „Xinis".

Mike Pansi kochte für die Gruppe.