Erster Open-Space-Nachmittag mit Wow-Effekten
Wie geht Kooperieren, „kultouristisch“?
17. Oktober 2024, Salomon-Sulzer-Saal, Hohenems
Synergien, Berührungsängste und Wow-Effekte – so lautete der Untertitel des ersten Open-Space-Nachmittags der Plattform Kultur & Tourismus Mitte Oktober 2024. Dieser spornte rund 50 namhafte Vertreter:innen aus beiden Branchen an, im Salomon Sulzer Saal in Hohenems gemeinsam der Frage nachzugehen, wie Kooperationen zwischen Kulturschaffenden und Gastgebenden gut gelingen.
Vorarlberg ist für sein vielfältiges Kulturangebot weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt –und beliebt. „Rund 40 Prozent aller Gäste, die bei uns Urlaub machen, nehmen neben Wandern und anderen Themen auch Kulturangebote wahr. Im Vergleich zu anderen alpinen Ländern haben wir damit die kulturaffinsten Gäste“, erklärte Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus und Mitbegründer der Plattform Kultur & Tourismus.
Zahlreiche Angebote in Vorarlberg sind als Kooperationsprojekte zwischen Kulturschaffenden und Touristiker:innen entstanden oder erfolgreich geworden. Kulturamtsleiterin Claudia Voit und Christian Schützinger stellten einige gute Beispiele vor: Neben den jährlichen „kultouristischen“ Highlights wie den Bregenzer Festspielen oder der Schubertiade zählen die Montafoner Resonanzen, FAQ Bregenzerwald, das neue Heimatmuseum Bezau oder der Radweg „Über die Grenze“ dazu.
„Für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Branchen müssen die Grundlagen verhandelt werden“, stellte Plattform-Kuratorin Isabella Natter-Spets fest. Dieser Aufgabe stellten sich die Teilnehmenden dann in Kleingruppen und erarbeiteten Erkenntnisse und Ideen für fünf konkrete Fragen. Obwohl allen offenstand, die Gruppen während der Zeit zu wechseln, verblieben alle an ihren Plätzen. „Das war doch überraschend und ein Signal, dass diese Art von Austausch wichtig ist“, resümiert Claudia Voit. Auch für Christian Schützinger war der Nachmittag „eine Bereicherung, weil neue Facetten sichtbar wurden“.
Prinzipien für eine gute Zusammenarbeit:
5 Fragen und viele Erkenntnisse & Ideen aus dem Open Space
Frage 1: Wie finden sich Kooperationspartner:innen aus beiden Feldern, die zusammenpassen?
Erkenntnisse
• Netzwerken – es braucht Offenheit für Kooperationen und Zufälle!
• Vielfalt muss sichtbar sein.
• Es braucht eine gewisse Beharrlichkeit.
Ideen
• Planungskalender bildet alle Veranstaltungen im Land ab, um Angebotsüberschneidungen für dieselben Zielgruppen zur selben Zeit zu vermeiden.
• Bildschirme mit aktuellen Angeboten sind in Hotels und Wirtshäusern sichtbar (für Einheimische im öffentlichen Raum wie Bus, Bahn, Gemeindeblättern) – Bespielung von Destinationen, Betriebe ergänzen eigene Events oder filtern für ihre Zielgruppe.
• Aufbau einer Online-Austausch- und -Ideenbörse.
Frage 2: Wie schaffen wir Kooperationsformen, die für beide Felder wertvoll sind (niederschwellig, qualitativ, finanzierbar, Fair Pay)?
Erkenntnisse
• Kulturschaffende sind selbst Gastgeber:innen.
• Gastbetriebe verantworten selbst eine Kultur.
• Es braucht Orte der Begegnung, um gemeinsam wertvolle Kooperationsformen zu finden.
• Benefit betonen – von Kunst und Kultur haben alle etwas: Mitarbeitende, Gäste und Kunstschaffende.
Ideen
• Austauschformat in Vorarlberg schaffen: „KulTour“ als Dachbegriff
• Kooperations- und Ideenbörse (online für neue Formate)
• Profil schaffen: Was ist einzubringen, zu bieten? Themen, Orte, Motive, Zielgruppen definieren; Positionierung und Identifikation schärfen
• Exkursionen für Akteur:innen beider Felder zur Entwicklung von gemeinsamer Sprache
Frage 3: Wie finden verstärkt Gäste Zugang zum vielfältigen Kulturschaffen in Vorarlberg? Was brauchen Gastgebende dazu?
Erkenntnisse
• Unterscheidung von Kommunikation vor der Anreise und vor Ort: Vor Ort steckt Energie!
• Für Kommunikation auf Datenbasis gibt es die V-Cloud (Datenbank von Vorarlberg Tourismus). Diese gilt es zu nutzen, Möglichkeiten auszuloten, sie zu optimieren.
• Wichtig ist ein guter Informationsfluss zu den Gastgeber:innen.
• Es gibt bereits eine starke gegenseitige Wertschätzung zwischen Tourismus und Kultur!
Ideen
• Möglichkeiten der Optimierung: Angebote attraktiv gestalten, vor Ort inspirieren, gut aufbereitete Daten zur Verfügung stellen.
• Um Gäste zur Kultur „zu bringen“, könnten digitale Lösungen inspiriert von meteo blue (interaktive Karte mit Hinweisen wie „das sonnigste Wetter ist hier“) nützlich sein.
• Halb-/Vollpension in Hotels spießt sich oft mit Abendveranstaltungen in der Umgebung. Lösung wäre mehr Flexibilität bei Veranstaltungen: z. B. Mittagskonzert, Matinée statt Abend-Event usw.
Frage 4: Was gilt es seitens Kulturschaffender zu berücksichtigen, damit ihre Arbeit für Gastgebende und Gäste kommunizierbar/buchbar wird?
Erkenntnisse
• Es muss klar sein, wer die Adressaten sind: Wer interessiert sich wofür? Was interessiert z. B. die Destination, das Stadtmarketing, die Gastgebenden?
• Es braucht gute Daten: Workflow von lokaler auf regionale Ebene muss klar sein.
• Klare Kommunikationswege: Wer kommuniziert wie an wen?
• Kunst = individuell, Marketing = Standardisierung
Ideen
• Wichtig ist, durch Geschichten und gute Bildsprache Begehrlichkeit und Emotionen zu wecken.
• Zugang schaffen: „Originale“ oder „Botschafter:innen“ lassen Funken überspringen.
• Bei Zielgruppen über den Tellerrand schauen: Museumsbesuchende sind auch im Fußballstadion!
Frage 5: Was müssen wir nicht neu erfinden?
Erkenntnisse
• In Vorarlberg gibt es bereits eine hohe Qualität und eine hohe Dichte an guten Beispielen für funktionierende Zusammenarbeit zwischen Kultur und Tourismus. Um sie zu fördern, braucht es Kommunikationstools – also mehr Kollaboration als Kooperation.
• Es braucht Anstrengungen von beiden Seiten: Bubbles sind legitim, aber es braucht eine gewissen Durchlässigkeit/Offenheit.
• Wenn die Seiten zusammenwachsen und auf Augenhöhe sind, wird „kultouristisch“ zu „kulturistisch“.
Ideen
• Aufbau eines Mentoring-/Buddy-Programms: Gut funktionierende „Bubbles“ von Kulturschaffenden und Touristiker:innen in Vorarlberg könnten anderen als Blaupause dienen. Eine Idee ist, ein „Kit“ mit Zutaten für eine gelingende Zusammenarbeit zu entwickeln.
• Dazu werden bestehende Kanäle genutzt bzw. gemeinsame neue Kanäle bedient.